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Winzervereinigung Freyburg-Unstrut - Jungweinprobe 2013

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Am Samstag 6. April 2013 fand in den Räumen der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut die gut besuchte Jungweinprobe des Jahrgangs 2012 statt. Zur Verkostung standen: 1 Sekt, 14 Weißweine, 1 Rosé sowie 4 Rotweine; davon wurden 5 Weine als Fassprobe angeboten. Wie Du dem Bild entnehmen kannst, wurden die Weine angemessen präsentiert, Wasser und Brot zum Neutralisieren waren stets ausreichend vorhanden und es wurde darauf geachtet, dass alle Weine gut temperiert angeboten wurden. Dafür spreche ich den Veranstaltern mein Lob aus. Das Lob muss ich jedoch direkt trüben, denn leider vermisste ich kompetente Ansprechpartner, um meine Fragen bezüglich der Weine eventuell beantworten zu können. Entweder war niemand anwesend, oder die anwesenden Ansprechpartner glänzten nicht wirklich mit Kompetenz. Harte Worte meinerseits, aber sie spiegeln ungeschminkt meine Meinung. Warum ich Fragen zu den Weinen hatte? Lies bitte weiter ...





Um den Rahmen dieses Beitrags nicht zu sprengen, verzichte ich darauf, jeden verkosteten Wein einzeln vorzustellen (wer mehr wissen möchte, gerne per E-Mail). Stattdessen komme ich direkt zum Resümee: nahezu alle Weine fand ich wenig schmackhaft, um es höflich auszudrücken. Mit dieser Meinung war ich vor Ort glücklicherweise nicht allein, ansonsten hätte ich an meinem Geruchs- und Geschmackssinn gezweifelt.








Das Gros der Weine wies hier und da rebsortentypische, fruchtige und interessante Aromen auf, die Lust auf den ersten Schluck machten. Wie ernüchternd war da das Erlebnis jedoch im Mund! Jegliche Fruchtigkeit war in Nanosekunden verschwunden. Zurück blieben wenig schmackhafte bittere Noten, Alkohol und teilweise petrolische bzw. medizinische Noten. Ich möchte mich nicht in Vermutungen für dieses getrübte Geschmacksbild ergehen, mir kamen jedenfalls folgende Möglichkeiten in den Sinn: 


  • Harte bzw. bittere, petrolische und medizinische Töne, eher ungewöhnlich für junge Weine, die können vielleicht ein wenig unsauber, von mir aus auch kantig oder grün sein, aber warum erscheinen sie eher wie alte, überlagerte Weine?

  • Ist da im Keller was schief gelaufen?

  • Anbruchlagerung? Vielleicht geiziger Einsatz von Schutzgas in den Tanks oder die Fässer waren nicht permanent spundvoll während des Ausbaus, so dass sich das im Wein gelöste Kohlendioxid verflüchtigt hat, zumal die Säure wenig „prickelte“?

  • Einsatz von Aromenhefen, die Fruchtigkeit vorgaukeln, zumal insbesondere die lieblichen Weine die bitteren Noten überdeckten – trockene und halbtrockene Wein jedoch besonders bitter waren?

  • Wurde der Wein eventuell Wein zu viel bewegt, oder mit niedrigen Oe° geerntet? Wurden zu scharfe Filterschichten verwendet, oder waren bei dem Kieselgurfilter mehrere Durchläufe nötig?

  • Könnte sich der Weinfehler Petrolton eingeschlichen haben, der bei jungen Weinen auftreten kann? Für diesen Fehler würde sprechen, dass nicht alle Verkostenden diesen Fehler erschmeckten, da Menschen unterschiedlich sensibel darauf reagieren. 

  • Hatte eventuell sogar die im nahe gelegenen Naumburger Dom "beheimatete" Uta von Naumburg ihre Hände im Spiel? Der gleichnamige Weinfehler UTA kam mir bei einigen Weinen ebenfalls in den Sinn, auch wenn ich mal nicht hoffe, das Freyburg und Naumburg sozusagen eine unglückliche Liaison eingegangen sind.

  • Oder deuten die stark bitteren Noten  auf den Weinfehler Bitterton hin? Der ist zwar selten und eher bei Rotweinen anzutreffen aber das Glycerin könnte bakteriell bedingt in den Weinen abgebaut sein.









Aber das sind alles nur Vermutungen! Wie zuvor erwähnt, hätte ich meine Eindrücke gerne mit einem Verantwortlichen der Winzervereinigung z.B. dem Keller- oder Produktionsmeister besprochen. Denn generell schließe ich niemals aus, dass meine subjektive Bewertung falsch sein könnte - schließlich hat jeder mal einen "schlechten" Tag, an dem die eigenen Sinne nicht wie sonst funktionieren.


Ich kam jedoch nur dazu, eine einzige Frage an zwei anwesende Personen der Winzervereinigung zu stellen, die mir jedoch noch nicht einmal genau sagen konnten, wann die Weine abgefüllt wurden. Ein Blick auf die AP-Nummer und die Aussage 2013 sind keine wirklich professionellen Aussagen. Bezeichnenderweise entfernten sich beide Ansprechpartner direkt wieder, ohne die Möglichkeit zu bieten, weitere Fragen zu stellen. Schade eigentlich, denn so bekam die ganze Veranstaltung für mich leider einen sehr schalen Beigeschmack. Wenn die Weine so in den Handel kommen, werden einige hartgesottene Patrioten dieses Anbaugebiets sie sicher kaufen, bei versierten Weinfreunden sehe ich da eher schwarz.



Apropos Beigeschmack - parallel zur Jungweinprobe wurden auch Kellerführungen angeboten. Und da ich von Natur aus neugierig bin, bezahlte ich den Obolus von € 4 zunächst sehr gerne. Was dann allerdings kam, ließ mich jeden Cent nachtrauern. Es begann damit, dass die Dame, welche die Kellerführung durchführte, sich nicht persönlich vorstellte und niemand wusste, welche Funktion sie innerhalb der Winzervereinigung inne hat. (Ich googelte und fand ihr Bild und ihren Namen im Internet. Da ich wenig Schmeichelhaftes über sie berichte, werde ich sie verständlicherweise nicht benennen, um sie nicht namentlich zu diskreditieren.) Jeder Teilnehmer erhielt im Vorraum des Kellers ein kleines Probierglas, das als Erinnerung mit nach Hause genommen werden konnte. In das Glas kam entweder ein Müller-Thurgau oder Bacchus. Da ich nichts mehr probieren wollte, verzichtete ich auf den Wein, aber die Dame füllte resolut – und gegen meinen Willen – dennoch ein! Da ich die Kellerführung nicht direkt mit Stunk beginnen wollte, verzichtete ich darauf, meinem Unmut über diese Aktion Luft zu verschaffen.






Nun folgte eine Schnelllektion in Weingeschichte allgemein, Weingeschichte Saale-Unstrut, Weinanbau, Weinverkostung und Geschmackssinne garniert mit Sinnsprüchen aus der Weinwelt – das Ganze ohne Punkt und Komma vorgetragen – ich fühlte mich regelrecht erschlagen. Ohne die Möglichkeit, die Dame etwas zu fragen, ging es weiter zur Führung durch den Keller. Im Keller wurde weiter geredet – nein, die Dame redete weiterhin ohne Punkt und Komma und ließ keine Möglichkeit zu vertiefenden Fragen. So hätte ich wahnsinnig gern mehr über die ungewöhnlichen Glasleitungen erfahren.





In der Mitte des Rundgangs fragte sie zwar einmal: "Gibt es noch Fragen? Nein, dann weiter." Das heißt niemand hatte ausreichend Zeit eine Frage zu formulieren, da sie schon weiter ging. So stelle ich mir eine interessante Kellerführung jedenfalls ausdrücklich nicht vor, es fehlte jegliche emotionale Abholung – von meinem negativen Erlebnis des Zwangeinschenkens zu Beginn einmal abgesehen – oder ein sinnliches Erleben während der Führung. Wer physische und psychische „Druckbetankung“ mag, dem wird eine solche Führung gefallen – ich war hingegen maßlos enttäuscht und innerlich angefressen. Wer mich kennt, weiß, dass ich mir die Laune nicht verderben ließ und so habe ich den Ausflug zumindest unter interessant verbucht.


Diesen Beitrag werde ich nicht nur hier auf meinem Blog posten, sondern die Winzervereinigung direkt darauf hinweisen, und bin gespannt, ob und wie darauf eingegangen wird.





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