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Festtagsweine

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Die Weihnachtstage und der Jahreswechsel stehen vor der Tür. Alljährlich schneien zu diesem Anlass auch die bunten Werbesprospekte ins Haus, die uns die besten, beschaulichsten und besinnlichsten Festtagsweine ans Herz legen wollen ...










Schon generell mag ich Begriffe wie Sommerweine, Spargelweine und Festtagsweine nicht, und auch in diesem Jahr hat sich an meiner Abneigung nichts geändert. Wenn ich dann auch noch das - ach so erlesene - Angebot von ALDI Nord genauer betrachte, vergeht mir die Lust auf die Festtagsweine völlig. Da werden Weine aus bekanntermaßen guten Weinanbaugebieten angeboten, und das Renommee des Anbaugebiets soll die Käufer meines Erachtens nur eines: nämlich blenden, und diejenigen, die sich in der Weinwelt nicht so gut auskennen, für dumm verkaufen. Denn außer dem tollen Regionsnamen, haben die Weine leider zum größten Teil nicht viel zu bieten. Das mag aus der Sicht des Marketings ein toller Schachzug sein, aber ist das Ausnutzen von Unwissenheit der Gral der Verkaufsförderung?





So wird neben einem Chablis, einem Châteauneuf-du-Pape und einem Barolo natürlich auch ein Saint-Emilion Grand Cru angeboten. Grand Cru klingt schließlich gleich nach etwas sehr Erlesenem und einst stand dieser Name als sicheres Indiz für Weine von herausragender Qualität. Nur ist das schon lange her - und das weiß im Regelfall nicht jeder. Heute ist der Name leider Saint-Emilion Grand Cru so gut wie gar nichts mehr wert. Schließlich handelt es sich nicht um eine Klassifizierung hochwertiger Weine sondern lediglich um eine eigenständige Appellation. Mit dem Resultat, dass viel zu viele mittel- oder gar unterklassige Weine unter diesem Namen verkauft werden - oftmals taugen sie allenfalls als Abflussreiniger. Sie sind scharf, nichtssagend und riechen irgendwie chemisch. 


Neben der Appellation Saint-Emilion Grand Cru gibt es auch d
ie Klassifizierungen Saint-Emilion Premier Cru Classé (mit den beiden Unterklassifizierungen A und B) sowie Saint-Emilion Grand Cru Classé. Allerdings werden die Weine dieser tatsächlich hochwertigen Klassifizierungen leider nur allzu gern mit der oftmals billigen Massenplörre namens Grand Cru über einen Kamm geschoren, da der kleine aber imminent wichtige Zusatz Classé oftmals nicht beachtet wird.





ALDI Nord haut für mich aber dem Fass noch den Boden aus. Stelle Dir einmal vor, Du möchtest Dir ein Auto aus dem Oberklassesegment (Saint-Emilion Grand Cru suggeriert schließlich auch selbige) kaufen und freust Dich schon auf den neuen Fahrgenuss. Du schaust Dir die Werbung der Autohäuser an, findest ein Auto mit klingendem Namen und möchtest Dir den Wagen nun kaufen. Auf dem Hof des Händlers sieht der Wagen aber nicht so aus wie im Verkaufsprospekt ... 




Klingt komisch? Finde ich auch, aber bei ALDI Nord denkt man scheinbar anders - denn dort wird ein Château Capet - Saint-Emilion Grand Cru mit Bild vorgestellt - versehen mit dem kleinen Hinweis: Abbildung ähnlich. Sprich, Du fährst in den Laden und kannst Dir nicht sicher sein, welchen Wein Du kaufen kannst. Denn es wird Dir nur garantiert, dass Du einen Grand Cru finden wirst, ob es sich dabei um einen Château Cheval Blanc oder einen Château IschTauchNischtViel handelt - bleibt dabei ein Glücksspiel. 






Da bleibt mir nur noch ein schönes Fest zu wünschen - bevor ich mir einen Grand Cru einschenke, genieße ich lieber ein ordentliches Wiekse Witte :-)


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