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Wein von Draculas Erben?

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Der Weinhändler Thomas Hable vom österreichischen Weinversand Ostweine bat mich, aus seinem Angebot drei rumänische Weine zu verkosten. Seinem Wunsch kam ich sehr gerne nach, da ich schon immer einmal wissen wollte, wie die Weine von Draculas Erben schmecken. Schließlich hatte auch ich schon hier und da gelesen, dass die Weine aus den südosteuropäischen Anbauländern zum Sturm auf die etablierten und bekannten Anbaugebiete geblasen haben. Zudem war ich gespannt, ob sich in den beiden Rotweinen das eine oder andere Blutaroma finden lässt - die Fantasie lässt grüßen.


Die drei zu verkostenden Weine stammen vom Weingut Varius und spiegeln meines Erachtens schon im Namen die lange Tradition des rumänischen Weinbaus wider, der auf eine mehr als 6000jährige Geschichte zurückblicken kann. Leider weiß ich nicht ganz genau, ob der Name des Weinguts Varius bewusst Bezug nimmt, auf das alte römische Geschlecht der Varia. Diese brachten unter anderem den Kaiser Varius Avitus (Elagabal) oder den Dichter Lucius Varius Rufus hervor. Hingegen bin ich mir sicher, dass Thomas Hable dieses gerne per E-Mail klären wird, wenn ihn jemand danach fragen möchte.


Ein kleiner Wermutstropfen gleich zu Beginn, bevor ich die einzelnen Weine vorstelle. Die Flaschen sind zwar mit Kork verschlossen, was so manchem Traditionalisten gefallen wird, allerdings handelt es sich um Presskorken aus Korkschnipseln, die schon beim Entkorken zerbröselten und unschöne Korkreste im Glas schwimmen ließen.


Als ersten Wein öffnete ich den Sauvignon Blanc VARIUS | 12,5% Vol. Alkohol |  IG Viile Carasului | Jahrgang 2010. Im Glas präsentierte sich der Wein sauber und rein. Beim ersten Schnuppern entdeckte ich das rebsortentypische Stachelbeeraroma. Nach dem Aufrühren des Glases, um dem Wein mehr Sauerstoff zuzuführen, konnte ich leichte Aromen von Gras aber auch einige bittere Noten riechen. Nicht lang schnacken - Kopp in den Nacken: im Mund präsentiert sich der Wein fein-fruchtig und vollkommen schnörkellos. Menschen, die wie ich, auf bittere Noten ein wenig sensibler reagieren, könnten diesen bitteren Geschmack eventuell als störend empfinden. 
Für alle anderen ist der Wein ein unkomplizierter Begleiter zur Brotzeit.


Dem Sauvignon Blanc folgte der Merlot VARIUS | 12,5% Vol. Alkohol  IG Dealurile Vrancei |  Jahrgang 2008. Zunächst hatte ich ein wenig Bedenken, ob der Wein eventuell ein wenig zu alt sei. Bei Weinen in dieser Preisklasse (5,95 Euro) tendiere ich eher dazu, diejenigen zu kaufen, die nicht älter als zwei bis drei Jahre sind, da sie in aller Regel nicht zu den langlebigsten gehören. So betrachtete ich den Wein direkt nach dem Einschenken über einer weißen Oberfläche, um zu sehen, ob er an den Rändern orange- bis bernsteinfarbene Nuancen aufweisen würde. Diese würden darauf schließen lassen, dass der Wein seinem Zenit entgegen läuft. Allerdings konnte ich nichts dergleichen entdecken und so folgte dem Auge die Nase. Sauerkirsche - das war direkt meine erste Assoziation. Als nächstes konnte ich ein wenig schwarzen Tee riechen. Dieses Aroma verstärkte sich nach dem Aufrühren des Glases und es gesellte sich Bittermandelaroma hinzu. Zusammen roch das schon verdammt lecker und so freute ich mich auf den ersten Schluck. Was soll ich sagen? Die Nase hat nicht getäuscht. Der Wein ist auch im Mund angenehm und dezent fruchtig. Die Tannine geben dem Wein ein feines Gerüst, so dass er für die Weinfreunde eine Empfehlung ist, die eher den leichten Rotweinstil bevorzugen.


Last not least - der Cabernet Sauvignon VARIUS | Senator Wines | Weinbauregion Tirol | 13,5 % Vol. Alkohol |  IG Viile Carasului |  ebenfalls Jahrgang 2008. Auch bei diesem Wein hatte ich zunächst Bedenken wegen des Alters. Aber wie beim Merlot waren diese Bedenken fehl am Platz. In der Nase wie auch im Mund präsentiert der Wein rote und schwarze Beeren, wobei ich Brombeere und Johannisbeere sehr gut heraus riechen und schmecken konnte. Seine kräftigen und zugleich samtigen Tannine geben dem Wein einen schönen Körper, ohne zu füllig oder gar marmeladig zu wirken. Diesen Wein kann ich mir als schönen Begleiter zu einem kräftigen Rinderbraten aber auch als Solisten vorstellen. Für 5,95 Euro ist das ein Wein, der sicher seine Freunde finden wird.

Alle drei Weine machen Spaß. Wer seinen Weinhorizont um Weine fern der ausgetretenen Pfade erweitern möchte, sollte diese drei Tropfen in Betracht ziehen. Aus meiner Sicht bestechen sie auch mit ihren sehr wertig gestalteten Etiketten. Und ich bin mir sicher, dass reine "Etikettenkäufer" diesen Wein schon aufgrund des Designs sofort kaufen würden. Mit 5,95 Euro sind alle drei fair gepreist und über die Webseite direkt und unkompliziert bestellbar.


So wie zu Beginn meiner Verkostungsnotizen, habe ich auch zum Ende einen kleinen Wermutstropfen, der keiner sein muss, wenn alle drei Weine nicht allzu lange daheim liegen bleiben. Wie ich zuvor schon schrieb, hatte ich Bedenken hinsichtlich der Jahrgänge, die zunächst unbegründet schienen. Da ich alle Weine nicht an einem Abend leeren konnte und wollte, stellte ich sie in den Kühlschrank, um sie an den darauf folgenden Tagen nochmals zu probieren. Alle drei altern schon nach einem Tag der Öffnung spürbar und nach zwei Tagen machten sie keinen Spaß mehr. Daher gilt meine Empfehlung, die Weine möglichst schnell und/oder mit Freunden zu trinken, um den größten Trinkgenuss zu haben.

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